Private Krankenversicherung:
Warum die Beiträge steigen und was dagegen zu tun ist
Von Elke Schoolmann
Gerade in Zeiten der Corona-Pandemie kann sich die Private Krankenversicherung (PKV) als Fluch und Segen zugleich darstellen. Das Bewusstsein der Wichtigkeit einer guten Gesundheitsabsicherung ist stark in den Focus gerückt und zugleich wird das Gesundheitssystem durch die Belastung mit immensen Behandlungskosten gebeutelt.
Doch die teils immensen Beitragssteigerungen sind schon seit Jahrzehnten ein immer wieder heiß diskutiertes Thema. Wie kommt es überhaupt dazu und was können Betroffene dagegen unternehmen.
Zwei verschiedene Systeme
Grundsätzlich arbeitet die Private Krankenversicherung im Unterschied zur umlagefinanzierten gesetzlichen Krankenversicherung, wo Einnahmen gleich für Ausgaben verwendet werden, nach dem Prinzip der Kapitaldeckung mithilfe der Bildung von sogenannten Alterungsrückstellungen.
Neben besser verdienenden Angestellten (aktuell über 64.350 Euro jährlich) haben auch Selbstständige und Beamte Zugang in das private, als privilegiert geltende, System. Ihre Leistungen sind verlässlich, da vertraglich festgelegt. Insofern erklärt sich die Variable auf der anderen Seite in Form der Beiträge.
Drei Töpfe für später
Denn diese werden in der PKV über die gesamte Laufzeit kalkuliert und das Eintrittsalter ist neben dem Gesundheitszustand (eventuelle Risikozuschläge für bestehende Krankheiten)und den gewählten Tarifen (Grundschutz oder umfangreichere Leistungen) ein maßgebliches Kriterium für den Einstiegsbeitrag.
Denn in jüngeren Jahren zahlen Versicherte mehr ein, als sie kalkulatorisch gesehen durchschnittlich brauchen und ein Teil des Beitrags fließt als Sparanteil in die drei Töpfe Allgemeine Alterungsrückstellungen, Rückstellungen für Beitragsrückerstattungen sowie noch in den des Gesetzlichen Zuschlags in Höhe von zehn Prozent auf die Bruttoprämie. Im Alter zehren die Versicherten dann von diesen Alterungsrückstellungen. So ist das System aufgebaut.
Für den größten Topf der allgemeinen Alterungsrückstellungen gilt dabei ein Rechnungszins, der an die Kapitalmarktsituation angelehnt ist. Durch die aktuelle und lang anhaltende Niedrig- oder sogar Negativzinsphase geraten die Gesellschaften zunehmend unter Druck, ihre für die Bildung der Alterungsrückstellungen notwendigen Beträge zu erwirtschaften. Wenn der Rechnungszins entsprechend abgesenkt werden muss, wird das über den Beitrag für die PKV ausgeglichen, der dann entsprechend höher ausfällt.
Faktoren für Beitragssteigerungen
Die Medizin wird immer fortschrittlicher und damit auch immer teurer. Zum Beispiel sind auch die Ausgaben für Medikamente laut dem Wissenschaftlichen Institut der PKV in den vergangenen Jahren drastisch gestiegen. Wenn die Ausgaben insgesamt höher ausfallen als für den Tarif kalkuliert, muss ab einem gewissen Prozentsatz der Abweichung eine Anpassung stattfinden, die über den Beitrag geschieht.
Dass die Menschen immer älter werden, ist sicher eine gute Nachricht. Für die PKV bedeutet eine nach oben korrigierte Sterbetafel wiederum den Bedarf von weiteren Alterungsrückstellungen. Auch das wird über den Beitrag kompensiert. Medizinische Inflation, Niedrigzins und neue Sterbetafel sind also mit die wesentlichen Faktoren, auf denen eine Beitragsanpassung basiert.
Damit Einnahmen und Ausgaben ein möglichst günstiges Verhältnis bilden, ist es vom Prinzip der Risikostreuung wichtig, eine möglichst große Gruppe an Versicherten zu haben, die stets um neue und damit auch meist jüngere Versicherte ergänzt wird. Schlechte Karten haben Versicherte meist immer, wenn sie in sogenannten geschlossenen Tarifen stecken. Durch dieses sogenannte „Vergreisen“ sind teils gravierende Beitragssprünge vorprogrammiert.
Tarifwechsel als Ausweg
Diese Versicherten können aber über den Paragrafen 204 VVG einen Wechsel in einen besser kalkulierten Tarif durchsetzen, der dem bisherigen in seinen Leistungen entspricht oder, was meist nicht zu empfehlen ist, geringeren Leistungsumfang bietet.
Mitunter können sich die Versicherer schon mal sträuben, da ihnen auf diese Weise Einnahmen entgehen; mit ein wenig Nachdruck und dem genauen Vergleich der tariflichen Leistungen sollte das jedoch kein Problem darstellen. Einige Versicherer bieten langjährig Versicherten diesen Service schon von sich aus an. Ansonsten kann das Umstellungsangebot auf Eigeninitiative über die Gesellschaft eingeholt werden oder mittels dem entsprechenden Betreuer oder Makler.
Text: Elke Schoolmann
Bild: Photo by National Cancer Institute on Unsplash